Vorsicht Sonne! Richtiger Sonnenschutz für Triathleten

Dr. med. Dirk Meyer-Rogge ist niedergelassener Dermatologe mit eigener Praxis in Karlsruhe. Vom Marathon wechselte er vor einigen Jahren zum Triathlon, wo er vor allem das Mitteldistanz-Format für sich entdeckt hat. Athleten hat er privat und beruflich um sich: zu seinen Patienten gehören zahlreiche Sportler.


Dr. Meyer-Rooge ist niedergelassener Dermatologe und leidenschaftlicher Triathlet. Foto: marathon-fotos.com

Triathlon-Tipps: Herr Dr. Meyer-Rogge, was passiert mit der Haut, wenn man ungeschützt stundenlang draußen trainiert oder ein Rennen absolviert?
Dr. Meyer-Rogge:Ein Rennen ist nicht das große Problem, da ist man einmal ein paar Stunden draußen. Gefährlich können die vielen Stunden Training werden, in denen die Haut der Sonnenstrahlung ausgesetzt ist. Dadurch altert sie schneller. Als Folge entstehen Pigmentflecken und, was viel gravierender ist, Alterskrebs. Vom sogenannten weißen Hautkrebs war auch die britische Profiathletin Leanda Cave hatte. Weil Triathleten so viel Zeit in der Sonne verbringen, bekommen sie ihn oft früher als der Durchschnitt.

Ab wann wirkt der hauteigene Schutzmechanismus nicht mehr?
Das hängt unter anderem vom Hauttyp ab. Je dunkler, desto länger kann man tendenziell ungeschützt in der Sonne bleiben. „Länger“ ist aber noch immer vergleichsweise kurz: Jemand mit Hauttyp 2, also heller Haut und blonden bis hellbraunen Haaren, hat im Mai zirka 26 Minuten Eigenschutz, im Juni 19 Minuten. Hauttyp 1 mit sehr heller Haut und rötlichen Haaren im Juni dagegen gerade einmal sechs Minuten. Man merkt, dass der hauteigene Schutz nachlässt, wenn die Haut beginnt, sich leicht zu röten.

Dr. med. Dirk Meyer-Rogge mit weißem Hemd vor rotem Hintergrund.
Dr. med. Dirk Meyer-Rogge aus Karlsruhe. Foto: Mertens

Verstärkt Feuchtigkeit, zum Beispiel nach dem Schwimmen oder durchs Schwitzen, den Effekt?
Nicht nennenswert. Nasse Haut quillt auf und die Barrierefunktion reduziert sich ein wenig. Schlimmer ist jedoch, dass man beim Schwimmen im offenen Gewässer nicht merkt, dass einem die Sonne auf die Haut brennt, da das Wasser kühlt. UVB-Strahlen können aber bis zu 20 Zentimeter tief ins Wasser eindringen, UVA-Strahlen sogar um die 100 Meter.

Lese hier: Wie ein Triathlet merkt, wann der Hitzschlag droht, was er dagegen tun kann und was einem Triathlon-Arzt Uli Nieper für das Training rät.

Was ist der Unterschied zwischen den beiden?
UVB-Strahlung verursacht Sonnenbrand, wenn man zu viel davon erwischt. Sie ist aggressiv, aber oberflächlich. Durch Glas oder Wolken dringt sie nicht durch, sie lässt sich gut filtern. Der Lichtschutzfaktor, der auf den Sonnenschutzprodukten angegeben ist, bezieht sich auf die UVB-Strahlung. Er gibt an, um wie viel sich der Eigenschutz der Haut dadurch verlängert. Lichtschutzfaktor 20 bedeutet also, man kann 20-mal solange in der Sonne bleiben, bis man einen Sonnenbrand bekommt.

Allerdings gibt es da auch noch die UVA-Strahlung. Die kommt sehr wohl durch Glas und Wolken und dringt 40-fach tiefer in die Haut ein. Um zu ermitteln, wie lange eine Sonnencreme gegen diese Strahlung schützt, muss man als Faustregel den Lichtschutzfaktor durch fünf teilen. Deshalb empfehlen Hautärzte fürs Gesicht und andere der Sonne ausgesetzte Hautareale auch den Faktor 50. So hat man immerhin einen zehnfachen UVA-Schutz.

Der richtige Sonnenschutz beim Triathlon

Welche Sonnenschutz-Strategie ist für Triathleten die effektivste?
Eines steht fest: Im Winter die Haut mit Solariumsbesuchen auf den Sommer vorbereiten zu wollen, bringt nichts. Wenn Haut vorgebräunt ist, geht UVB zwar nicht mehr durch, UVA aber schon. Die Haut altert trotzdem und damit ist die Gefahr für weißen Hautkrebs nach wie vor gegeben.

Zielführender ist es, sich mehrfach mit wasserfestem Sonnenschutz einzucremen, bevor man länger nach draußen geht. „Wasserfest“ heißt per Definition, dass nach zweimal 20 Minuten „standardisierten Badens“ lediglich noch die Hälfte davon auf der Haut sein muss. Doppelt hält besser trifft in diesem Fall also zu. Ich creme mich zum Beispiel vor einer langen Einheit vor und nach dem Frühstück ein.

Kann man die Haut mit entsprechender Ernährung vorbereiten?
Beta-Carotin hilft, das steckt zum Beispiel in Karotten. Da Sonnenbrand eine Entzündung, ist, empfiehlt es sich, Zink über die Nahrung aufzunehmen. Außerdem Antioxidantien, vor allem Vitamin E und C. Das heißt: viel Obst, Gemüse, Fisch und Olivenöl.

Triathlon-Training und Wettkampf bei Hitze. Das musst du beachten!

Triathleten brauchen besonderen Sonnenschutz

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Brauchen Triathleten spezielle Sportlerprodukte gegen die Sonne?
Nein. Oft sind Sonnenschutzcremes aber etwas reichhaltiger. Die möchte man nicht unbedingt auf der Haut haben, wenn man viel schwitzt. Deshalb empfehle ich, ein Gel oder Spray zu benutzen, die haben eine leichtere Konsistenz. Und seien Sie großzügig, der größte Fehler, den fast alle machen ist, zu wenig Sonnenschutz aufzutragen. Cremen Sie ruhig mehrfach!
Darüber hinaus hilft auch Kleidung. Wenn Stoff blickdicht ist, kommt auch kein UV-Licht durch. Schon aus diesem Grund sind Triathlon-Einteiler mit Armansatz eine gute Sache, weil sie die Schultern und Oberarme schützen. Wenn sie dann auch noch aerodynamisch vorteilhaft sind: umso besser.

Wie sollte man die Haut pflegen, wenn man lange in der Sonne war – und, vor allem, wie kann ich feststellen, ob es zu viel war?
Eine Nachbehandlung mit Après-Sun-Lotion ist angenehm, schließlich ist die Haut durch Wind und Wasser ausgelaugt und die Lotion verstärkt die Reparaturmechanismen. Aber: After-Sun-Produkte sind nicht so wichtig wie Sonnencreme.
Bei schlimmem Sonnenbrand sollte man zum Hautarzt, ansonsten sollte man sich vor allem Gedanken machen, warum man ihn überhaupt bekommen hat und dafür sorgen, dass es nicht nochmal passiert. Einmal Sonnenbrand ist ok, aber es sollte nicht öfter vorkommen, denn weißer Hautkrebs hat keine Frühsymptome.

Erhöhtes Hautkrebsrisiko bei Triathleten

Wie erkenne ich weißen Hautkrebs?
Die betroffene Haut fühlt sich rau an, mehr nicht. Viele denken, sie haben trockene Haut, cremen sie ein und wenn sie dann den Fettfilm fühlen, glauben sie, das Problem sei gelöst. Im Zweifelsfall sollte man aber lieber einmal mehr zum Dermatologen gehen, als einmal zu wenig. Denn der Alterskrebs wächst und muss deshalb möglichst frühzeitig therapiert werden.

An welchen Stellen tritt er bei Triathleten am häufigsten auf?
Während bei Nicht-Sportlern der weiße Hautkrebs meist auf Stirn oder Glatze entsteht, sind bei Triathleten die am meisten gefährdeten Bereiche Schultern und Nacken. Die sollte man beim Eincremen unter keinen Umständen vergessen.
Schwarzer Hautkrebs zeigt sich oft als veränderte Leberflecken. Wenn die schnell wachsen, Ausläufer haben oder ungleichmäßig pigmentiert sind, dann gehen Sie sofort zum Arzt. Dieser Krebst gehört zu den am schnellsten streuenden. Ideal ist, einmal im Jahr einen Hautcheck machen zu lassen.

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Was ist mit den Augen, müssen Triathleten die auch vor der Sonne schützen?
Eine Sonnenbrille ist in jedem Fall wichtig. Es gibt auch schwarzen Hautkrebs im Auge. Vor allem aber altert die Linse im Auge durch die UV-Strahlung. Sie verliert an Elastizität, was sich in Fehlsichtigkeit niederschlägt, und irgendwann trübt sich die Linse, es entsteht Grauer Star. UV-Licht beschleunigt diesen Prozess. Übrigens sollten nicht nur die Rad- und Laufbrille, sondern auch die Schwimmbrille einen Sonnenschutz haben, wenn man im Freiwasser schwimmt.

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