Studie

So schnell macht der Neoprenanzug beim Kraulen

Neo oder nicht Neo - je kürzer die Distanz, desto schwerer wiegt der Nachteil des Wetsuits beim Wechseln. Ist es daher überhaupt sinnvoll, bei kurzen Distanzen einen Neopreananzug zu tragen?

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: - (Foto: © Tarzoun - Fotolia.com)

Natürlich ist die Antwort auf diese Frage nicht mit einem simplen Ja oder Nein abgetan. Stattdessen kommt es auf diverse Faktoren an.

Hier einige interessanten Erkenntnisse aus mehreren Studien.

Neoprenanzug macht schneller

Um 14 Prozent senkte der Wetsuit bei den Tests innerhalb der Studien den Widerstand des Wassers gegenüber der Gruppe ohne Anzug. Das heißt, dass der Neoprenanzug Triathleten durchaus schneller macht.

Einige gehen gar zwischen 3 bis 7 Prozent Tempozuwachs aus. Das wären 50 bis 100 Meter Vorsprung auf 1,5 Kilometer!

Woher aber kommt dieser Zugewinn? Ganz einfach: Der Neopren nivelliert schlechte Technik: Er verbessert die Wasserlage und sorgt für mehr Auftrieb, und somit auch für verringerten Widerstand.

In einer anderen Studie hatte man reine Schwimmer gegen Triathleten antreten lassen. Die Überraschung:

Die reinen Schwimmer hatten kaum einen positiven Effekt vom Neoprenanzug!

Warum? Ganz einfach: Die Schwimmer hatten von vorne herein eine bessere Technik, lagen fast optimal im Wasser. Ihr größeres Lungenvolumen und ihr höherer Körperfett-Anteil gegenüber den Ausdauerathleten sorgten bereits für einen natürlichen Auftrieb. Sie hatten quasi den Neo schon integriert. Dürre Triathleten sinken dagegen nach unten und tun sich somit schwerer.

Überraschend auch: Je kürzer die Distanz beim Schwimmen, desto höher der Effekt durch den Neopreanzug.

Es lohnt also gerade bei Sprints und Volkstriathlon sich in die Gummihaut zu werfen.

Neoprenanzug verhindert Ermüdung

Es kommt noch besser! Der geringere Widerstand, resultiert in einer um 11 Prozent geringeren Herzfrequenz beim Schwimmen. Ergebnis:

Die Probanden der Studie überzeugten beim anschließenden 10 minütigen Leistungstest auf dem Fahrrad mit einer 12 Prozent höheren Leistung.

Also schwimmt der Triathlet mit dem Neo nicht nur schneller, er hat auch im Anschluss mehr Kraft übrig.

Fazit: Mit Neo ist meist besser

Folgende Schlüsse also kann der Triathlet aus diesen Studien ziehen:

  • Triathleten können mit Neoprenanzug bis zu 7 Prozent Tempo gewinnen
  • Je schlechter der Schwimmstil, desto sinnvoller der Neopreanzug
  • Auch auf kurzen Distanzen, sogar auf 400 Meter, lohnt sich ein Wetsuit
  • Wer gute Technik und ein bisschen Körperfett hat, profitiert weniger

10 Antworten zu “So schnell macht der Neoprenanzug beim Kraulen”

  1. Arno

    guter artikel, aber das ist eine mutige aussage:
    „Wer gute Technik und ein bisschen Körperfett hat, profitiert weniger“
    ich warte auf den nächsten der kommt und sagt: ich bin schneller, weil ich eine sch*** technik habe! 😉

  2. caro

    naja, wenn ich in die Münchner Olympiaschwimmhalle gehe, dann sehe ich fast nur Triathleten die eine wirklich mieserabel Technik haben, Kerle wie Bäume, 20-30 Jahre jünger als ich, und ich hänge sie mühelos ab. Statt Triathleten Neos zu empfehlen, würde ich ihnen gute Techniktrainer empfehlen. Investiert in Eure Technik, dann braucht ihr keinen künstlichen Auftrieb.

    • stgoldmann@triathlon-tipps.de

      Da steht auch nichts gegen Technik 🙂 ich pflichte Dir bei, dass es stets ein Zusammenspiel sein sollte zwischen guter Technik und gutem Material.

  3. Mike

    haha, grundsätzlich super Artikel, aber jetzt die grätchenfrage: wieso bin ich (schlechter schwimmer) mit neo genauso langsam wie ohne (an verschiedenen tagen bei gleichen Bedingungen getestet) ??? liegt es daran, dass ich fett bin und eigentlich einen total guten stil habe, das wasser das nur nicht weiß 😉

    • Stephan Goldmann

      Ehrlich, woran das im Einzelnen liegt, das müsstest Du dann mal austesten.

    • Checker007

      -> bitte von Brust auf kraulen wechseln!

  4. Peter

    Sehr gut zusammengefasst! Danke!

  5. Toto

    Das Sporttrainer-Team hat vor kurzer Zeit mit einem Triathlon-Profi einen interessanten Test in einem Schwimmkanal gemacht. Er ist während 4 Minuten eine konstante Geschwindigkeit von 1:17 Minuten pro 100 m geschwommen. Einmal mit und einmal ohne Neopren. Mit dem Neopren hat der Schwimmer 2–2.5 mmol Laktat produziert, was einem Trainingsbereich GA1 – GA2 entspricht. Ohne Neopren waren es hingegen um die 4 mmol Laktat, was bereits Wettkampftempo oder darüber ist. Der Test zeigte: Ein Neopren bringt auch für gute Schwimmer extrem viel.

    • Stephan Goldmann

      Danke, ein echt guter Tipp. Aber publiziert wurde da nichts zu, oder? Sonst würde ich es verlinken.

  6. Betty

    Als mäßige Schwimmerin (im Wettkampf immer wieder ins Brustschwimmen übergegangen, sogar auf der 70.3 Strecke) würde ich gern vom Vorteil eines Neos profitieren, aber ich komme einfach nicht zurecht.
    Ich habe Asthma und mag das eingepackte Gefühl schon an Land nicht. Die erzwungene Wasserlage macht es nicht besser. Zweimal habe ich beim Schwimmen im Neo einen Asthmaanfall bekommen (1x davon im Wettkampf – wo ich ohne Festhalten oder fremder Hilfe den Neo beim Schwimmen ausziehen und der Rettung übergeben durfte).
    Da ich aber darauf vorbereitet sein muss, dass der Neo auch mal Pflicht sein könnte, suche ich nach Tipps.
    Ich plane im nächsten Frühjahr erst mal mit Asthmaspray und Flossen in den See zu gehen, um die Barriere im Kopf abzubauen.

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