Rennrad

Radsportbrillen gezielt kaufen

Die Auswahl ist so groß – bei Herstellern, Materialien und Preisen. Welches davon nur ist die passende Radbrille? Hier einige Triathlon-Tipps, die Dich beim Kauf einer neuen Radbrille unterstützen

Hauptaufgaben einer Radbrille ist sicherlich der Schutz. Genauer gesagt der Schutz vor

  • Insekten
  • Staubpartikeln
  • Steinchen
  • niedrige Äste
  • extremer Sonnenlichteinstrahlung – Ultraviolettstrahlung, Blendung
  • Fahrtwind
  • Spitzwasser

Dazu kommt ein psychologisch-taktischer Faktor im Wettkampf: In Radsportkreisen heißt es, dass Radsportler mitunter die ersten waren, die dunkel getönte Brillen im Sport trugen, um den Augenausdruck vor dem Gegner verbergen zu können, was einen Vorteil mit sich brachte, da der Konkurrent nicht erkennen konnte, ob der Brillenträger zum Beispiel schon am Anschlag fuhr.

Nun, schützen tun fast alle Brillen. Woran erkennt der Athlet den nun die für ihn richtige Brille? Hier die Hauptkriterien:

Passform der Radsportbrille allgemein

Achte beim Kauf unbedingt auf eine optimale Passform. Die Brille soll auch bei raschen Kopfbewegungen rutschfest, aber angenehm sitzen. Die Wimpern sollten die Gläser nicht berühren. Zudem sollte das Sichtfeld durch die Brillenfassung nicht eingeschränkt sein. Andererseits sollten die Brillenränder unten und oben noch genügend Abstand zur Haut haben, damit eine Luftzirkulation gewährleistet ist und vermieden wird, dass die Brille ständig beschlägt. Oder sie verfügt bereits über entsprechende Lüftungsöffnungen. Das bedeutet, dass zwischen Rahmen und Gläsern ein schmaler Zwischenraum zur Belüftung besteht, damit der durch Schweiß gebildete Feuchtigkeitsniederschlag auf der Brilleninnenseite durch einen effizienten Luftaustausch vermieden werden kann. Das Gewicht der Brille sollte relativ niedrig sein, damit sie auch bei einer stundenlangen Radausfahrt nicht zur Belastung wird. Im Idealfall ist die Brille so leicht, dass Du vergisst, dass Du eine trägst.

Brillenbügel

Die Brille sollte über in der Weite verstellbare Haltebügel verfügen. Falls die Bügel nicht verstellbar sind, muss die Brille angenehm hinter den Ohren halten, ohne dass sie rutscht, Druckstellen oder gar Kopfschmerzen verursacht. Manche Brillenhersteller bieten auch ein in der Neigung mehrfach verstellbares Bügelgelenk an – praktisch wenn die Ohren unterschiedlich hoch sitzen. Achte darauf, ob im Endstück des Bügels Gummieinsätze angebracht sind oder nicht. Bei längeren Haaren kannst Du Dir beim schnellen Absetzen der Brille ein paar Haare damit ausreißen. Achte auf eine saubere Verarbeitung, die Bügel sollten glatt sein und keine scharfen Kanten aufweisen, auch nicht an den Gelenken. Die Brillenbügel sollten bei bestimmten Materialien (Plastik) nicht zu filigran ausfallen, da sie sonst zu leicht brechen. Auch die Gelenke selbst sollten bei feingliedrigen Bügeln nicht aus Plastik sein, da sie zu schnell verschleißen. Es gibt außerdem noch kalt verformbare Brillenbügelenden, das heißt, dass sich die Endstücke der Bügel individuell verformen und der Kopf- beziehungsweise Ohrform anpassen lassen, ohne dass sie zu diesem Zweck vorher erwärmt werden müssen.

Nasensteg

Es gibt gummierte und ungummierte Nasenstege. Feste und auswechselbare. Feste und verstellbare. Achte darauf, dass die Brille – auch bei längerem Tragen – am Nasenrücken nicht drückt oder rutscht. Manche Hersteller bieten auch kalt verformbare Nasenstege an, die sich an die individuelle Nasenrückenweite anpassen lassen. Achtung: Überall wo gummierte Teile eingebaut werden, können gesundheitlich bedenkliche Weichmacher verwendet werden.

Material

Die Brillenfassungen im Segment Radsportbrillen bestehen aus relativ bruchfestem Kunststoff. Metall findet hier keine Verwendung mehr.

Manchmal wird eine Zwei-Komponenten-Bauweise angeboten, eine sogenannte Hart-Weich-Bauweise. Das bedeutet, dass Stirn- und Nasenauflage aus weicherem Material gefertigt wurden als der Rest der Brillenfassung. Das soll den Tragekomfort und die Passform der Radbrille verbessern. Allerdings können dort ebenfalls gesundheitlich bedenkliche Weichmacher verwendet werden.

Praktisch sind auch Rahmenmodelle mit Wechselgläsern. So brauchst Du nicht drei verschiedene Radsportbrillen für unterschiedliche Wetterlagen oder Lichtintensitäten, sondern nur die Gläser austauschen. Achte darauf, dass sich die Gläser problemlos tauschen lassen, das heißt, dass sie weder klemmen noch zu locker sitzen.

Gläser

Die Gläser sollten immer aus 100% bruchfestem Material bestehen (zum Beispiel Polycarbonat), da sie einen Sturz oder den Fall aus geringer Höhe aushalten müssen.

Viele Hersteller lassen die Gläser mit unterschiedlichen Methoden (und Bezeichnungen) hartbeschichten, was die Kratzfestigkeit erhöht und Wasser abperlen läßt. Prüfe vor dem Kauf, ob die Gläser tatsächlich noch kratzerlos sind.

Gläser gibt es in verschiedenen Ausführungen:

  • verspiegelt
  • klar
  • gelb
  • orange/rot
  • dunkel (grau bis braun oder schwarz)
  • phototrope
  • polarisiert
  • speziell gewölbt
  • optisch geschliffene

Verspiegelte Gläser reflektieren Lichtstrahlen, beziehungsweise den größten Teil davon, anstatt sie zu absorbieren. Die Oberfläche ist sehr kratzempfindlich. Nicht verspiegelte, farblich getönte Gläser absorbieren die Strahlung.

Klare Gläser werden bei Dämmerung, Nacht oder Regen getragen. Sie verfügen über keinen UV-Schutz.

Gelbe Gläser werden bei bedecktem Himmel oder dunstigen bis nebligen Sichtverhältnissen getragen.

Orange/rote Gläser sollen bei schlechten Lichtverhältnissen kontrastverschärfend sein.

Dunkel getönte Gläser (braun, grau oder schwarz) mit ausreichendem Sonnenschutz bewahren bei hoher Lichtintensität die Augen vor dem ständigen Zusammenkneifen, was auf Dauer zu Verspannungen im Augenbereich, Augenbrennen und Kopfschmerzen führen kann. Blendung durch grelles Sonnenlicht setzt die Sehschärfe herab. Störungen in der Wahrnehmung beeinflussen die Grundstimmung und nicht zuletzt die Verkehrstauglichkeit.

Phototrope Gläser, die die Scheibentönung automatisch der Lichtintensität anpassen. Das funktioniert über eingearbeitete Silbersalze, die sich bei entsprechender UV-Strahlung aufhellen oder verdunkeln. Allerdings sind diese Gläser auch temperaturabhängig – auch bei Kälte werden sie dunkler.

Manche Hersteller bieten auch Gläser mit Polfilter (polarisierendes Glas mit eingebautem optischen Filter) zur Kontrastverstärkung an, was diffuses Streulicht absorbieren und damit die Sicht reflexionsfreier machen soll.

Zudem unterscheiden sich die Gläser in ihrer Wölbung. Manche Hersteller entwickeln die Radsportbrillen im Windkanal: Stärker gewölbte Gläser sollen das Auge besser vor Zugluft schützen und können, bei entsprechender Empfindlichkeit, zum Beispiel einer Bindehautentzündung vorbeugen.

Optisch eingeschliffene Gläser brauchst Du, wenn Du fehlsichtig bist und keine Kontaktlinsen tragen kannst oder willst. Diese Radsportbrillen bekommst Du nur beim Optiker oder entsprechend autorisierten Fachversendern, da die Gläser der Sehschwäche entsprechend geschliffen werden müssen. Die Auswahl an Modellen von Sportbrillen mit optischer Korrektur ist etwas begrenzt. Frag bei Sonderwünschen Deinen Optiker.

Sonnenschutz

Die Sonnenschutzkategorie sollte angegeben sein. Ultraviolettstrahlung (UV-Strahlung) ist der Anteil der Strahlung im Sonnenlicht deren Wellenlängen (100-380 millionstel Millimeter = Nanometer = nm) kleiner sind als sichtbares Licht. Der Schutz ist ausreichend bei einer Herstellerangabe von „UV 400“ oder mehr. Ultraviolette Strahlung steht in dem Verdacht den Grauen Star (Katarakt) zu fördern. Hinter dunkel getönten Gläsern sind die Pupillen weiter geöffnet als ohne Sonnenbrille. Es können deshalb mehr UV-Strahlen auf Horn- und Netzhaut fallen und durch Entzündungen in Mitleidenschaft ziehen. Es gibt Gläser mit UV-A, -B, und -C-Schutz. Sonnenschutzgläser verfügen über einen Lichtdurchlass von weniger als 80 Prozent.

Uneinigkeit besteht noch, ob auch die grellen, blauen Lichtstrahlen im Wellenlängenbereich von 400-460nm schädlich wirken. (Stiftung Warentest: Im Zweifel – Ökotest: Keine Erwähnung – Prüfinstitut für Brillen in Göppingen: Schädlich)

Kategorien von Sonnenschutz

  • Kategorie 1: Wenig Blendschutz. Flachland, wenig Sonne, ohne Reflexe. Lichtdurchlässigkeit von 43 bis 80 Prozent. Guter UV-Schutz.
  • Kategorie 2: Mittlerer Blendschutz. Alltäglicher Gebrauch, mehr Sonne. Lichtdurchlässigkeit von 18 bis 43 Prozent: Ausreichend für Mitteleuropa. Guter UV-Schutz.
  • Kategorie 3: Stärkerer Blendschutz. Urlaub, Sonne, Berge, Strand. Lichtdurchlässigkeit von 8 bis 18 Prozent: Hoher UV-Schutz (wie in Südeuropa).
  • Kategorie 4: Hoher Blendschutz. Zum Beispiel im Gebirge. Hoher UV-Schutz. Ungeeignet im Straßenverkehr. Der UV-Schutz ist oft höher als in der Norm gefordert.

Fehler in der Optik

Optische Abbildungsfehler. Setz Dir die Brille auf und blicke eine kurze Weile umher. Prüfe, ob das Bild verschwimmt oder glatte Kanten Dellen haben, und Du beim Blick in die Ferne noch alle Buchstaben von Schriftzügen gut lesen kannst. Verlaufen Linien auf kariertem oder liniertem Papier noch gerade?

Keines der oben genannten Phänomene sollte auftreten.

Achtung: Du solltest normalsichtig sein, das heißt ohne Korrektionsbrille volle Sehschärfe und gute Sehqualität haben.

Verfälschung in der Farbwahrnehmung. Prüfe beim Kauf, ob Du mit der Brille alle Farben noch unverfälscht wahrnehmen kannst oder ob zum Beispiel dunkle Flecken auftauchen wo keine sind. Generell solltest Du den Farbeindruck als angenehm empfinden. Spätestens an der nächsten Ampel kannst Du überprüfen, ob Du mit der neu erworbenen Brille rot als rot und grün als grün sehen können oder ob Du anhand der Position der Lichter raten musst. Falls Letzteres: Bring die Radsportbrille wieder zurück.

Achtung: Du solltest dabei natürlich keine Rot-Grün-Sehschwäche oder andere Farbsehschwäche haben.

Antifog

Eine Antifog- oder Antibeschlagbeschichtung ist eine Spezialbeschichtung auf der Innenseite der Gläser, die verhindern soll, dass sich Kondenswasser bildet und dadurch mehr Sicherheit durch bessere Sichtverhältnisse bietet. Sie wird weniger bis nicht benötigt, wenn die Brille bereits über Lüftungsschlitze oder -löcher verfügt.

Lieferumfang

Die Radsportbrillen unterscheiden sich teilweise sehr deutlich im Lieferumfang, was nicht unbedingt etwas mit dem Preis zu tun haben muß. Im Lieferumfang kann enthalten sein:

  • Brillenetui/Aufbewahrungsbox – Softcase (Etui aus weichem Material), Hardcase (stabiles Etui) oder Pappschachtel
  • Stoffbeutel aus Microfaser zur Aufbewahrung und als Reinigungstuch
  • Wechselgläser
  • Wechselnasensteg
  • Brillenputztuch aus Microfaser

Brille kaufen – aber wo?

Discounter: Billige Radsportbrillen sind meistens besser als ihr Ruf. Den EU-Vorschriften genügen sie in jedem Fall. Der Rest ist Geschmackssache. Garantiebeleg ist der Kassenzettel.

Fachhändler: Sportfachhändler: Das Sortiment ist meistens sowohl tief als auch breit. Die Beratungsqualität ist sehr unterschiedlich. Vorteil: Du kannst die neue Radsportbrille aus- und anprobieren.

Onlineshops: Hier lässt sich alles finden. Jede Qualität und jede Preiskategorie. Leider kannst Du die Radsportbrille nicht anprobieren. Aber es besteht das Fernabsatzgesetz nachdem Du innerhalb von 14 Tagen den Kauf rückgängig machen kannst.

Auktionsplattformen: Hier lässt sich ebenfalls alles finden. Manchmal läßt sich hier ein Qualitätsprodukt zu einem günstigeren Preis erwerben. Es gilt das gleiche Recht wie bei Onlineshops, sofern es sich um gewerbliche Händler handelt.

Optiker: Er ist die erste Adresse für Radsportbrillen mit optischer Korrektion, individuelle Beratung und Anpassung.

Servicefrage

Viele Hersteller, vor allem die großen Markennamen, bieten Garantien über die gesetzlichen Laufzeiten hinaus und sind oft sehr kulant in Einzelfällen. Das macht sich in der Qualität der Radsportbrillen und natürlich im Kaufpreis bemerkbar.

Leider ist die Qualität nur begrenzt unmittelbar überprüfbar. Zum großen Teil musst Du Dich auf die Angaben der Hersteller verlassen. Ein CE-Kennzeichen müssen laut EU-Vorschrift alle Radsportbrillen haben. Außerdem müssen Filterkategorie und Anwendungsbereich, die Art des Filters und die Lichtdurchlässigkeit angegeben sein. Vorgeschrieben ist außerdem ein Warnhinweis, nicht direkt in die Sonne zu sehen und Angaben zur Pflege und Reinigung.

Farbe und Form sind Geschmackssache und unterliegen gängigen Modetrends. Wer auf sein Aussehen großen Wert legt, kauft sich die Brille in Gläser- und Brillengestellfarbe passend zu Rennrad und Bekleidung. Marken sind eine Frage des Geldbeutels, des gewünschten Services und der Ausstattung.

Manchmal empfiehlt es sich den Radsporthelm mit zum Brillenkauf zu nehmen – der Passform der Brille unter den Helm – nicht der passenden Farbe wegen. ;o)

4 Antworten zu “Radsportbrillen gezielt kaufen”

  1. Stig

    Danke für die Tipps. Als Kontaktlinsenträger hat man nicht selten das Problem, dass bei schnellen Abfahrten die Augen bzw. die Kontaktlinsen austrocknen und sich verabschieden. Wählt man eine geschlossene Brille, hat man oft einen breiten oberen Brillenrand, der in der Aeroposition wie ein dunkler Balken im Sichtfeld wirkt, bei schmalen Rändern ziehts dann wieder rein… any idea?

  2. Christoph

    Super !
    eine wirklich gute Hilfe beim Brillenkauf!

    Besten Dank

  3. Marc

    Super, Ihre Seite.
    Sehr gut und informativ für den nächsten Sonnenbrillenkauf!

    Vielen Dank, ich werde Sie an alle meine Kontakte und Freunde

    weiterempfehlen!

  4. sven

    Hallo zusammen,
    ich selbst besitze eine ganz einfache „Arbeitsschutzbrille“ vom Baustoffhändler hat auch UV Schutz 400 ist getönt sieht gut aus, sehr guter Tragekomfort liegt gut an und vor allem sie hat noch keine 7 Euro gekostet, verliert man solch eine oder geht verloren das tut keinem weh.
    Denn wenn man überlegt das Radsport/Triathlon Brillen bis zu 150,00 Euro kosten und das steht meines Erachtens nicht im Verhältnis.
    Kann nur für mich sprechen ich bin mit meiner Brille hoch zufrieden!!!!

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