Sehhilfe

Sind Kontaktlinsen beim Sport immer besser?

Scharfes Sehen sorgt bei Sportlern für Sicherheit. Kontaktlinsen scheinen die perfekte Sehhilfe zu sein. Was sie können und wo ihre Grenzen liegen, erklärt ein Spezialist im Interview.

Kontaktlinsen
Kontaktlinsen: Für den Sport sind sie die beste Sehhilfe - meist - (Foto: Triathlon-Tipps.de)

Es ist ein Stück Sicherheit: Wenn man beim Radfahren ein Hindernis früher erkennt oder beim Laufen den Pfad besser einschätzen kann, um so etwa ein Umknicken zu vermeiden. Doch eine Sehhilfe muss im Sport besonderen Ansprüchen genügen. ideal scheint die Kontaktlinse zu sein, und über die rede ich im ersten Teil des Interviews mit dem Optiker Harald Bayer.

Triathlon-Tipps.de: Harald, ich bin kurzsichtiger Triathlet. Zu was rätst Du mir bei einem Wettkampf mit Schwimmen, Radfahren und Laufen als Sehhilfe?

Harald Bayer: Ich würde es immer eher mit Kontaktlinsen probieren, weil die Bewegungsfreiheit gegenüber einer Brille größer ist und auch nichts beschlagen kann. Da spreche ich aber jetzt nur von der Korrektur. Beim Radfahren übernimmt eine Brille ja zusätzliche Aufgaben und schützt vor Wind, Sonnen und Fremdkörpern.

Harald Bayer, Augenoptikermeister und staatlich geprüfter Augenoptiker seit 1992, seit 1998 Inhaber von Optik Meirandres in Gauting. Als aktiver Sportler (MTB, Ski, Langlauf, Klettersteige, Laufen und Schwimmen) ist er auch im Bereich Sportoptik immer auf der Suche nach der besten Lösung für sich und seine Kunden – sei es die optimale Tönung, den besten Halt, die brillanteste Sicht. Außerdem bildet er sich ständig durch Schulungen und Sport(optik)camps fort. In seinem Sortiment führt er hauptsächlich Oakley und Adidas.
Info: www.optikmeirandres.de

Triathlon-Tipps.de: Es gibt harte und weiche Kontaktlinsen. Weiche eignen sich besser?

Harald Bayer: Weiche Kontaktlinsen sind der gängigere Fall. Ich habe aber auch Sportler, die Hartlinsenträger sind und die zum Sport hernehmen. Das regelt das Sehdefizit, das der Mensch hat. Bei höheren Stärken eignen sich harte Kontaktlinsen eben besser zum Korrigieren.

Triathlon-Tipps.de: Das heißt aber: Egal wie stark die Kurzsichtigkeit, die Kontaktlinse würde funktionieren?

Harald Bayer: Die weichen Kontaktlinsen, auch Tageslinsen, können wir bis Minus zwölf oder Minus 14 Dioptrien liefern – je nach Hersteller. Es gibt aber weitere Kriterien, wie die Tränenflüssigkeitsmenge zum Beispiel. Manche Menschen vertragen keine weichen Linsen, manche Menschen vertragen wiederum keine harten Linsen. Man muss immer ausprobieren.

Wenn jemand kommt und sagt: Ich möchte Kontaktlinsen für den Sport, würde ich aber immer mit den weichen Anfangen. Aber wenn jemand komplizierte Augenwerte hat und die Linsen AUCH im Sport tragen will, dann können harte Linsen die Lösung sein. Es gibt viele Spitzensportler, die harte Kontaktlinsen tragen.

Triathlon-Tipps.de: Du hast gerade gesagt, dass manche Menschen die harten Linsen nicht vertragen. Gibt es auch Sportler, die gar keine Kontaktlinsen vertragen?

Harald Bayer: Oh ja. Wenn die Tränenmenge zu gering oder die Tränenqualität zu ölig ist, dann hast Du mit so ziemlich jeder Linse ein Problem. Das äußert sich in starkem Unwohlsein beim Träger auf dem Auge, meist in Form einer Art Kratzen. Da hilft wieder nur Ausprobieren vieler Produkte oder eben doch eine Brille. Manchmal kommt aber auch nach einigen Jahren ein neuer Materialmix für Linsen auf den Markt, und eventuell bringt der dann eine Lösung.

Der Maßstab ist immer das Auge, und dazu sucht man das beste Produkt. Manchmal sind es auch uralte Produkte.

Triathlon-Tipps.de: Muss man sich als Sportler an Kontaktlinsen erst gewöhnen?

Harald Bayer: Minimal. Das spürt man so wenig bei Tageslinsen. Bei Hartschalen schon eher, aber insgesamt kommt es selten vor, dass jemand sich nicht rasch daran gewöhnt. Die Erfolgsquote ist recht hoch.

Triathlon-Tipps.de: Gibt es denn überhaupt so etwas wie spezielle „Sportkontaktlinsen“?

Harald Bayer: Nein. Das können Monats-, Zweiwochen- oder Tageslinsen sein. Die beliebtesten sind sicher die Tageslinsen für Hobbysportler, die sonst mit der Brille zufrieden sind.

Der Begriff „Sportlinse“ kommt von früher, als weiche Linsen ein oder zwei Jahre getragen wurden und es spezielle Sportvarianten davon gab, die kürzer getragen wurden. Sie waren sozusagen die Vorläufer der Tageslinsen.

Triathlon-Tipps.de: Uns hat ein Leser noch geschrieben: Er hatte öfter das Problem, dass er die Linse verliert. Ich kenne es zum Beispiel auch, dass sie verrutscht.

Harald Bayer: Im Extremfall fällt sie raus, das ist der Super-GAU. Wenn das regelmäßig passiert, dann sitzt die Linse zu locker und man braucht unter Umständen einen anderen Radius. Oft hilft es auch andere Produkte und andere Hersteller zu testen. Man muss a bisserl was ausprobieren – am besten vor dem Wettkampf.

Bei einer harten Linse passiert das seltener. Die werden sehr genau angepasst.

In Teil zwei des Interviews spreche ich mit Harald über Sportbrillen und er verrät viel über Material und Qualitätsunterschiede – nicht nur für Athleten mit Sehschwäche.

Transparenz:
Ich habe Harald Bayer durch eine Aktion der Firma Zeiss kennengelernt, bei der ich für eine andere Webseite tätig war und auch entlohnt wurde. Im Gespräch sind wir beide auf das Thema Sportbrillen gekommen, und ich habe bemerkt, dass Harald mir hier viele Fragen beantworten konnte. Darum habe ich dieses Interview mit ihm zum Thema Kontaktlinsen und Brille im Bereich Sport und Triathlon geführt. Für diese Beiträge floss keinerlei Geld und es wurden keinerlei Gegenleistungen vereinbart.

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