Recovery Footwear – müssen Füße sich erholen?

Der Fuß beeinflusst die Körperstatik und damit den gesamten Bewegungsapparat. Deswegen ist es wichtig bei der Regeneration die Füße miteinzubeziehen. Recovery Footwear ist auf die Erholung der Füße ausgelegt: eine spezielle Konstruktion soll nach sportlicher Belastung die Regeneration fördern. Doch was bringt Recovery Footwear wirklich?


Recovery Footwear

Triathletenfüße dürften zu den mit am meisten strapazierten Exemplaren gehören. Denn sie müssen „ihre Athleten“ in Training und Wettkampf sowohl über die Radstrecke drücken als auch über den Laufkurs tragen. Während die Beine danach hochgelegt, massiert oder in Kompressionsbekleidung gesteckt werden, vergessen die meisten Triathleten die Füße bei der Regeneration komplett. Recovery Footwear ist eine noch recht junge Produktkategorie und auf die Erholung der Füße ausgelegt: Schuhe mit spezieller Konstruktion sollen nach sportlicher Belastung die Regeneration fördern.

Was ist Recovery Footwear?

Einer der Pioniere in diesem Bereich ist die US-Marke OOFOS. Inzwischen haben aber auch andere Anbieter wie Hoka One One ähnliche Modelle im Sortiment. Die Idee, die der Recovery Footwear zugrunde liegt: durch ihre Konstruktion sollen die Schuhe den Fuß stabilisieren, stützen und dadurch muskuläre Probleme und Dysbalancen vermeiden helfen, die durch instabile Bewegung entstehen können. Laut Statistik klagen mehr als 80 Prozent der Bundesbürger über Fußbeschwerden. Recovery-Schuhe sollen die Stoßbelastung beim Gehen nach dem Sport abfedern und so die Regeneration unterstützen.

Um schmerzenden Sportler-Füße nach einer Belastung schnelle Erholung zu bieten, hat die amerikanische Firma TELIC spezielle Sandalen, extra für die Regeneration der Füße nach dem Sport entwickelt.

Für gewöhnlich bestehen Recovery Schuhe aus antibakteriellem, atmungsaktivem, leichtem, gut dämpfendem und stützendem Material. Sie sind so geformt, dass sie den Fuß sofort nach dem Hineinschlüpfen entlasten, den Fußbogen sanft umschließen und auf diese Weise angeblich sogar Schmerzen in Knie- und Knöchelgelenken lindern können. Es gibt sie als geschlossene Modelle, Sandalen oder Zehengreifer.

Der Fuß spielt eine tragende Rolle

Der Fuß spielt im Wortsinne eine tragende Rolle. Er beeinflusst die Körperstatik und damit den gesamten Bewegungsapparat. Wie im sportlichen Training gilt auch hier: wenn die Grundlage nicht belastbar ist, wird alles darüber auch wackeln. Ohne gesunde Füße, keine Höchstleistung. Oder anders herum: Geht es den Füßen gut, geht es dem Rest des Körpers (schneller) besser.

Schmerzen beim Laufen? Vielleicht liegt es am falschen Fußaufsatz? So geht es richtig.

Schuhe mit einem entsprechend geformten Fußbett und einer Sohle, die die Gehbewegung unterstützt, könnten der Fußgesundheit zuträglich sein. Dass das Schuhwerk, das man nach sportlicher Belastung trägt, einen Einfluss auf die Regeneration haben kann – zumindest gefühlt – zeigte zum Beispiel eine Studie von Kento Nakagawa und Kollegen von der japanischen Waseda Universität aus dem Jahr 2014.

Die Wissenschaftler ließen Sportler nach einem Marathonlauf entweder MBT-Schuhe mit nach außen gewölbter Sohle tragen, Trailrunning-Schuhe oder die Schuhe, die sie immer nach Laufwettkämpfen tragen. Das Ergebnis: die Gruppe, die MBT-Schuhe trug, deren Technologie Körperhaltung und Gleichgewicht verbessern soll, fühlte sich weniger müde als die beiden anderen Gruppen. Und: auch die OOFOS-Modelle haben eine leicht konvexe Sohlenform.

Entsprechend konstruierte Sohlen, die den Fuß stützen oder durch gezielte (weiche) Bettung überlastete Stellen entlasten, könnten die Muskulatur also tatsächlich stimulieren und bestimmte Reize setzen, die der Erholung dienlich sind.

Ernährung für optimale Regeneration beim Triathlon.

Warum sich der Fuß in Recovery Footwear besonders gut erholt

Warum das mit Laufschuhen nicht klappt? Weil sie so konstruiert sind, dass sie die Laufbewegung bestmöglich unterstützen. Sie sind also nicht auf die Abrollbewegung beim Gehen ausgelegt. Und minimalistische Zehengreifer wie die klassischen Flip Flops – darauf weisen verschiedene Studien hin – führen eher dazu, dass sich die Muskulatur verspannt, um den Schuh am Fuß zu halten. Das kann kinematische Probleme, Fersen- und Sehnenschmerzen verursachen. Beides also nicht optimal, für ohnehin schon belastete Athleten-Fußstrukturen.

Warum die Konstruktion der Schuhe überhaupt einen Effekt auf das Wohlbefinden haben könnte ist, dass in den Füßen zahlreiche Nervenbahnen verlaufen. Die Traditionelle Chinesische Medizin (TCM) ordnet unserem Unterbau 96 Reflexzonen zu, die Organe wie das Gehirn, die Lunge, das Herz oder aber auch die Wirbelsäule beeinflussen.

Triggert der Schuh diese Reflexzonen richtig, könnte sich das nicht nur günstig auf den Fuß selbst auswirken (er entspannt sich), sondern auf den gesamten Körper. Denn die Propriorezeptoren in den Füßen leiten die Stellung im Raum an das Gehirn weiter, das wiederum die Muskelspannung und Gelenkstellung so anpasst, dass sie optimal auf die Gegebenheiten abgestimmt ist.

Dass Reflexzonen relevant sein könnten, darauf lässt eine Studie der Universität Jena aus dem Jahr 2006 schließen. Nach zwei Monaten regelmäßiger Reflexzonenmassage war die subjektiv empfundene Schmerzintensität von Patienten mit Kniegelenksarthrose um zwei Drittel zurückgegangen. Die Beweglichkeit hatte sich zudem verbessert. Einen wissenschaftlichen Konsens gibt es in puncto Wirksamkeit der Fußreflexzonentherapie allerdings bisher trotzdem nicht.

Recovery Footwear macht (k)einen Sinn

Abseits von Reflexzonen und TCM gibt es bisher keinen eindeutigen Nachweis dafür, dass Recovery Footwear in der Regeneration einen Vorteil bringt.

Allerdings kommt es nicht immer auf harte Fakten an. Wie beim Laufschuh oder bei Kompressionsbekleidung auch, ist es vielleicht gar nicht so wichtig, was nachweislich passiert, sondern vielmehr, wie es sich anfühlt. Der Kopf entspannt den Körper, wenn man so möchte.

Dass es Bedarf an solchen Schuhen zu geben scheint, zeigt die Entwicklung der Firma OOFOS: seit ihrer Gründung im Jahr 2012 hat ist die Präsenz von 25 Läden in den USA auf 1.400 Geschäfte weltweit angewachsen. Aber warum ist das so?

Ein Grund könnte sein, dass die Menschen in den vergangenen Jahren immer gesundheitsbewusster geworden sind. Sie achten mehr auf ihren Körper, darauf was sie essen, halten sich mit Bewegung fit. Kurz: sie möchten sich gut fühlen. Dazu gehört auch, nach einem intensiven Workout die Bedingungen zu schaffen, die der Körper braucht, um sich zu erholen. Das dürfte sie empfänglich machen für Ideen und Produkte, die diesen Effekt nachvollziehbar und ohne großen (finanziellen) Aufwand versprechen.

Triathlon-Tipps.de testet Recovery Footwear: Das Fazit

Unsere Autorin Carola Felchner durfte die Recovery Footwear testen. Ihr Fazit:

„Tatsächlich trug sich das von mir getestete Modell „Original Fuchsia“ recht angenehm. Zu Beginn fühlte sich das Gehen auf der gewölbten Sohle noch etwas nach Eierlauf an, die Gewöhnung setzte aber bald ein. Im Vergleich zu normalen Badeschlappen, wie ich sie im Schwimmbad benutze, rollten meine Füße gefühlt mit mehr Führung und wie von selbst ab. Nach einem 10-km-Wettkampf hineinzuschlüpfen empfand ich subjektiv als entspannend. Ob sich meine Muskulatur am nächsten Tag aber weniger müde anfühlte als ohne Recovery-Schuhe, vermag ich nicht zu sagen. Fazit: nice to have, aber kein so großer Unterschied, dass Recovery Footwear ab sofort einen Stammplatz in meinem After-Wettkampfbeutel bekommt.“