Materialkunde Wetsuits

Abkürzungen und Materialien beim Neopren Schwimmanzug enträtselt

Die Hersteller von Neopren Wetsuits bombardieren einen mit kaum verständlichen Namen und Kürzeln: "GIGA Hydroprene Nano SCS 6000". Na? Alles Klar? Triathlon-Tipps.de klärt auf

Es gibt eine Regel beim Triathlon: Ein Neopren Schwimmanzug darf nicht dicker als ein halber Zentimeter sein. Fünf schlappe Millimeter! Und dennoch: Die Hersteller bringen darin eine Menge Hightech unter. das ist toll. Nur leider verstecken sie dieses Hightech hinter Kürzeln, die kaum ein Triathlet versteht.

Das Grundmaterial

Wetsuits sind aus Neopren – soweit, so simpel. Tatsächlich hat sich das Grundmaterial seit den 1990ern kaum verändert. Über 90 Prozent aller Schwimmanzüge für Triathleten verwenden den einen Grundstoff des Gummi-Herstellers Yamamoto. Er liefert das Neopren mit der aufregenden Bezeichnung „Nummer 39“ an Aquasphere, Orca und Co. Die Eigenschaften von #39: Es ist weich und besitzt eine niedere Dichte. Das ist gut für den Auftrieb. Und da konnte man – obwohl die Japaner heute bereits bei Entwicklungsstufe 45 angelangt sind – kaum etwas besser machen. So steckt auch jetzt noch in den meisten Anzügen das Yamamoto Neopren #39. Und das ist auch gut so.

Einige günstigere Schwimmanzüge nutzen allerdings auch Material anderer Hersteller.

Zur Saison 2008 sattelten nun einige Produzenten auf das Neopren #40 um, und in den nachfolgenden Saisons erhöhte man die zahl weiter. Der Vorteil des neuen Gemischs: Es soll noch mehr Auftrieb erzeugen.

Die Triathlon Schwimm-Anzüge sind aber nicht aus reinem Neopren. Der Clou des Materials ist seine Beschichtung. Hier kommt der Begriff „SCS“ ins Spiel. Er steht für „Super Composite Skin“, was so viel wie „Super Verbundschicht“ heißt.

SCS ist eine Beschichtung, die auf das reine Neopren aufgetragen wird. Sie hat mehrere interessante Eigenschaften für Triathleten:

  • SCS ist wasserabweisend an der Luft. Der Effekt: Die Flüssigkeit perlt schneller ab, der Anzug trocknet rasch.
  • Es reduziert die Reibung im Wasser. Bei normalem Neopren würde eine Verwirbelung an der Oberfläche entstehen, bei SCS nicht. Die Reibung ist doch deutlich geringer als die menschlicher Haut.
  • Ist die Schicht auch im Neopren-Anzug aufgetragen, kann der Triathlet schneller ein und aussteigen.
  • Schließlich schützt SCS den empfindlichen Gummi darunter vor Kratzern, die etwa die Fingernägel verursachen

SCS gibt es auch in mehreren Varianten. Häufig zu lesen ist der Begriff „Nano“. Das wiederum bezeichnet eine Weiterentwicklung von SCS, die noch dünner ist, gleichzeitig Luft an sich bindet und mehr Auftrieb verleiht.

Auch die günstigen Neopren-Anzüge sind schon SCS beschichtet, und je höher der Preis, desto sicherer die Nano-Schicht.

Neopren Sandwich

Immer im Hinterkopf behalten: Was jetzt kommt, spielt sich auf maximal fünf Millimetern Dicke ab. Je nach Hersteller und Preisgefüge kommen nämlich mehrere Schichten Neopren und andere Materialien zum Einsatz – wie bei einem belegten Brot.

Nehmen wir mal Orcas Airlite SCS-Material. Es setzt sich zum Zeitpunkt meiner Recherche zusammen aus

  • SCS
  • Neopren
  • Netzartiges Gummi mit vier Millimeter breiten Löchern
  • Neopren
  • dehnbarer Stoff (sogenanntes Jersey)

Ähnlich verhält es sich bei Aquaman:

  • SCS
  • Neopren
  • dehnbares Textil
  • Metal Cell Neopren

Diese Schichten werden hauptsächlich am Rumpf eingesetzt. An den Armen kommt es auf mehr Bewegungsfreiheit an. Daher setzen die Hersteller hier oft Neopren zusammen mit einer Schicht dehnbaren Textils ein. Der Stoff heißt dann zum Beispiel „super stretch“.

Das Grundmaterial haben wir jetzt also, der Anzug ist fast fertig. Er muss nur noch vernäht, verschweißt oder verklebt werden. Und genau hier unterscheiden sich die verschiedenen Produkte dann doch erheblich. Die einen verkleben die Teile lieber, andere vernähen sie, wieder andere schweißen die Teile zusammen. Den Camaro Seamless Wetsuit zum Beispiel halten besondere Klebebänder zusammen.

Weiteres Qualitätsmerkmal der Anzüge sind die Innenmaterialien, die „inner Jerseys“. Hier zählt vor allem die Elastizität des Stoffes; soll er doch die Bewegungsfreiheit des Schwimmers möglichst wenig behindern.

Natürlich hat jeder Wetsuit noch seine eigenen Schnittmuster und setzt an Stelle X das Material Y ein, lässt den Reißverschluss nach oben oder unten aufgehen, etc pp usw.

Daher kann die Materialseite nicht das Wichtigste sein – am Ende muss er Anzug sitzen und schnell sein.

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