Rennrad Fahrtechnik: Der richtige Wiegetritt

Ob am Berg, beim Ortsschild-Sprint oder zur Erholung des Gesäßes - irgendwann geht fast jeder Fahrer in den Wiegetritt. Dann muss er aufpassen, dass die Energie nicht verpufft

Jan Ullrich blieb lieber im Sattel, Lance Armstrong fuhr dagegen jeden Angriff im Wiegetritt. Ob Du nun eher Ulles Fahrstil bevorzugt oder Lances – beherrschen solltest Du im Triathlon die Fahrtechnik „Wiegetritt“ in jedem Fall. Denn wer die Feinheiten beim Wiegetritt kennt, kann das in verschiedenen Situationen zum Vorteil nutzen. Einfach aufstehen ist nämlich nicht alles.

Hier das Wissenswerte zum Wiegetritt …

Vor dem Wiegetritt: Hochschalten

Unmittelbar vor dem Wechsel in den Wiegetritt solltest Du mindestens einen Gang am Rennrad hochschalten – also einen schwereren Gang einlegen.

Da nämlich gleich das Gewicht Deines Oberkörpers zusätzlich auf den Pedalen lastet, brauchst Du mehr Widerstand an der Rennrad-Kurbel – sonst trittst Du beim Aufstehen quasi ins Leere.

Körper-Gewicht auf dem Rennrad richtig verteilen

Drückst Du beim Wiegetritt den Oberkörper nach vorne, lastet mehr Körpergewicht auf der Gabel, bleibst Du mit dem Hintern über dem Sattel, bekommt der Hinterreifen mehr Druck auf die Straße. Beides kann sinnvoll sein, denn der Wiegetritt hat mehrere Anwendungsmöglichkeiten.

Welche Verteilung wann sinnvoll ist, folgt hier. Ein Gefühl für die Körpergewichtsverteilung entwickelst Du mit der Zeit durch Übung.

Wiegetritt als Entlastung

Die harmlose Variante des Wiegetritts. Wenn Hintern und der Rücken schmerzen, tut das Aufstehen für einige Sekunden einfach gut. Dabei verschiebt der Fahrer das Gewicht eher Richtung Lenker, stützt sich dabei vorsichtig auf und streckt den Rücken gut durch – biegt sich quasi bogenförmig nach vorne. Idealerweise verlierst Du so kein Tempo und kannst Dich etwas entspannen.

Bei dieser Variante des Wiegetritts bewegt sich das Rad idealerweise gar nicht seitlich hin und her. Die Knie kommen fast bis zum Lenker.

Mehr Tempo durch Wiegetritt

Wenn der Überholvorgang beim Triathlon-Wettkampf doch zu langsam vonstatten geht, kann der Wiegetritt beim Beschleunigen helfen. Raus aus dem Sattel, Gewicht etwa in der Mitte, und einige Tritte im höheren Gang beschleunigen und Schwung holen, dann wieder runterschalten und mit dem gewonnenen Tempo weiter pedalieren.

Auf die gleiche Art holst Du auch am Berg Schwung. Dabei tarierst Du Dein Gewicht so, dass ausreichend Druck auf dem Hinterrad lastet, es also nicht durchrutscht. Aber auch genügend auf der Rennradgabel vorne, so dass das Vorderrad in der Steigung nicht abhebt.

Zur Unterstützung ziehst und drückst Du leicht mit den Armen, das Rennrad bewegt sich also leicht hin und her.

Wiegetritt beim Sprint

Im Triathlon-Wettkampf kommt er nicht vor, der Sprint. Wohl aber bei Ausfahrten in der Gruppe. Hier fechten viele Rennrad-Fahrer sogenannte Ortsschild-Sprints aus. Das ist Rennrad-Sprinten in reiner Form.

Das Gewicht lastet dabei möglichst auf dem Hinterrad, so dass viel Kraft auf die Straße übertragen wird. Der Po schwebt über dem Sattel, der Oberkörper ist stark gebeugt, die Hände greifen den Unterlenker des Rennrads. Dabei wirft der Rennrad-Fahrer das Rad stark von Links nach Rechts, und zieht dabei mit den Armen als Unterstützung. Für einige Sekunden gibt der Athlet Alles.

Beim Sprinten musst Du hochkonzentriert sein. Übe das zunächst alleine auf einer leeren Straße. Achte darauf, dass Du nicht aus dem Gleichgewicht kommst. Beim Sprinten bist Du mit dem Zeifahrrad natürlich deutlich im Nachteil – seine Geometrie ist dafür nicht ausgelegt.

Hinweis: Artikel wurde neu bearbeitet am 2. September 2012

7 Antworten zu “Rennrad Fahrtechnik: Der richtige Wiegetritt”

  1. Kai Wienkotte

    Wiegetritt

    Regel Nr 2 ist veraltet!!!!
    Schonmal Lance beobachtet?
    Er verteilt das Stützgewicht in dem er sich nach vorne beugt.
    Auf diese Weise werden die Beine entlastet und er kann so länger mit hoher Frequenz fahren und spart Kraft!!
    Das funktioniert wirklich!!

  2. Stephan

    Lance Armstrong

    Sagen wir mal so: Ich habe bessere Erfahrung, wenn man die Kraft auf den Hinterreifen gibt. Zudem: Viele Anfänger stützen sich krass vorne auf – Lance weiß immerhin was er tut. Und die Kernaussage, dass es besser ist, den Druck auf den hinteren Reife zu geben, ist richtig. Gerade am Berg nützt das gar nix, wenn man die Gabel in die Straße rammt.

    Nebenbei: Ich bin gar kein Fan von Lance und seinem Fahrstil. Aber das ist persönlicher Geschmack ;o)
    Wie sehen das andere?

  3. Andreas

    Lance Amstrong

    also mir taugt schon ehe der stil des amstrong als der des ulle. spart meiner meinung nach kraft – vorallem für den lauf danach – und sieht noch dazu athletischer aus. aber das ist wie immer geschmackssache 🙂

  4. Stephan

    Ulle

    Okokok, ich bin Ulle Fan, finde seinen Stil beim Zeitfahren wunderschön und den von Lance eher wie von einem Hampelmann. ;o)

    Aber interessant: Bringt Lances Stil wirklich Kraftersparnisse? Und wenn ja warum? Das Argument Stützgewicht finde ich seltsam, denn ich muss immer noch Kraft in die Pedale jagen und dazu würde mir das Stützgewicht hinten doch eher helfen, oder?

    Zudem habe ich doch mit dem Gewicht hinten eine bessere Bodenhaftung – gerade beim Bergauffahren.

    Bin gespannt auf die Erklärung – und ich werde es mal ein bißchen ausprobieren morgen bei der Ausfahrt :o)

  5. andreas

    kraftersparnis

    kanns nicht beweisen, ist lediglich eigene erfahrung. mir gehts beim radln besser, wenn ich hochfrequent kurble anstatt kraftvoll in die pedale trete. vielleicht hat das ganze einen zusammenhang mit dem gewicht bzw. der masse. lance ist eher schlagsig, drahtig, der typische ausdauersportler. ulle hingegen ist mehr der kraftsportler, arbeitet noch mehr mit kraft als amstrong, ist daher wohl auch schwerer(?). d.h. wenn er sein gewicht im gleichen tempo wie amstrong bewegen muss (mehr kurbeln) wäre das wohl nicht ökonomisch. anyways, mir taugts einfach besser zu kurblen als schwer zu treten, obwohl.. .das kann ich wenns drauf ankommt auch 🙂

  6. Stephan

    Kraft

    Mit der Trittfrequenz hast Du sicher recht. Ich mach meist auch 90 bis 95 Umdrehungen. Allerdings bleibe ich fast immer im Sattel. Möglichst auch am Berg.

  7. Konstantin

    Was denke ich beachtet werden sollte ist – unabhängig von der Frage wo den nun das Körpergewicht hingehört – dass man den Wiegetritt nicht direkt am Berg mit voller Intensität beginnen sollte, sondern besser schon 100-150m vorher um sich „einzupendeln“. Auch sollte man sich nicht direkt oben angekommen wieder „in den Sattel plumsen lassen“. Ich fahre oben am Berg gern noch 200m stehend, schalte in den Gang der der nächsten Strecke entspricht und atme durch, bevor ich mich wieder aerodynamisch zusammenfalte.

    Sportlichen Gruß,
    Konstantin

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